Die Frage ist vielleicht eher: Was ist die Kleidung wert? Meiner Meinung nach sind gute Produkte nicht teuer, sondern haben einen angemessenen Preis, der sich an Inhaltsstoffen, Aufwand und Lebensdauer bemessen lässt
Oder sind andere zu günstig?
Vermutlich ist das der entscheidende Punkt. Man sollte sich einfach bewusst machen, wie die Wertschöpfungskette funktioniert – und wer davon profitiert. Wenn ich ein billiges T-Shirt kaufe, wurde es vermutlich auch zu recht geringen Kosten produziert. Ich spare dann zwar Geld, aber andere bezahlen den Preis dafür – Menschen, die für Billiglöhne unter katastrophalen Bedingungen arbeiten.
Was bedeutet das genau?
Die Mehrheit der konventionellen Modehersteller produziert in Ländern ohne geregelten Arbeitsschutz. In Deutschland und in anderen europäischen Ländern ist die Modeindustrie nämlich mit strengen Arbeitsschutzgesetzen reguliert – und deshalb teurer. Die Arbeitsverhältnisse in den Produktionsländern hingegen sind menschenunwürdig: Keine geregelten Arbeitszeiten, keine Pausen. Kein Urlaub, keine Krankenversicherung. Kinderarbeit ist immer noch an der Tagesordnung und Arbeiter/innen werden systematisch unterdrückt.
(Doch die Produktion eines Kleidungsstücks fängt eigentlich schon viel früher an: Mit dem Gewinn des Rohstoffes, aus dem unsere Klamotten gemacht sind. Konventionelle Baumwolle wird meist maschinell geerntet, was zu enormen Qualitätseinbußen führt. Um dies auszugleichen, werden die Felder mit Pestiziden und Düngemittel behandelt. Außerdem verbraucht der Anbau konventioneller Baumwolle eine ganze Menge Wasser: Ein Kilo benötigt in der Produktion zwischen 10.000 und 29.000 Liter – Und das in Ländern, in denen Wasser oft knapp ist. Bio-Baumwolle kommt mit 91 Prozent weniger Wasser aus und wird sorgfältig von Hand gepflückt, weshalb auf Pestizide verzichtet werden kann.
À propos Chemikalien: Wusstest du, dass die Textilindustrie ca. 3.500 krebserregende, hormonell wirksame, oder anderweitig giftige Chemikalien einsetzt? Dieser Giftcocktail kommt beim Tragen auch in Berührung mit unserer Haut. Die Fabrikarbeiter/innen sind den gefährlichen Giften außerdem oft ohne Schutzkleidung ausgesetzt, viele leiden deshalb an Atemwegserkrankungen. Und das alles nur, weil Färben mit Naturfarbe teurer ist und die Farbe meist etwas dezenter wirkt.
Das alles nehmen wir für günstige Mode in Kauf …
Ja, bewusst oder unbewusst. Vielen Leuten ist der Preis einfach sehr wichtig, damit sie sich möglichst viele Teile kaufen können. Denn Mode ist meistens nicht zeitlos, sondern nach ein paar Monaten schon wieder out. Große Modeketten produzieren bis zu 52 neue Kollektionen im Jahr. Das heißt: Ständig neue Must-haves, Trends und „It“-Teile. Anstatt den Wert unserer Kleidung wertzuschätzen, wird sie meist mit dem Wissen gekauft, dass wir sie in ein paar Monaten ohnehin wieder austauschen, weil sie uns nicht mehr gefällt.
Tipps, wie man günstig und nachhaltig shoppen kann
Kaufe weniger, dafür aber ausschließlich absolute Lieblingsteile. Schlafe bei einer schwierigen Kaufentscheidung lieber nochmal eine Nacht darüber und überlege dir sorgfältig, wie gut das neue Teil sich mit den Kleidungsstücken in deinem Schrank kombinieren lässt. Und kaufe zeitlose und hochwertige Kleidung, denn dann musst du sie nicht nach wenigen Monaten wieder austauschen. Siehe da: Weil du weniger Klamotten kaufst, sparst du Geld – und dann kannst du dir auch faire Kleidungsstücke leisten Jede Kaufentscheidung ist eine Stimme. Nutze sie für eine gerechtere und saubere Welt.